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Marienoktav :jedes Jahr ab 2. September

Kannst du mir bitte mal dein Ohr leihen - ich hab da nämlich was ...« Wir kennen dies. So oder so ähnlich klingt es, wenn jemand in einem Anliegen um Hilfe bittet. Und so direkt und so einfach dürfen wir uns auch an die Gottesmutter wenden. Maria hat ein offenes Ohr für uns, sie hört unsere Bitten und trägt sie ihrem lieben Sohne vor. Maria ist auch die Mutter der Kirche, unsere Mutter. Daher beten wir: Maria, Mutter Gottes, bitte für uns.
Datum:
20. Juni 2022
Von:
Pfarrer Wolfgang Rick

Das Gnadenbild

Das Gnadenbild der Mutter Gottes von Noithausen zeigt uns Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm. Die figürliche Darstellung der Skulptur möchte den Betrachter und Beter auf die innere, wesenhafte Haltung Mariens hinweisen: Maria kommt in ihrem ganzen Gestus auf uns zu.

In ihrem uns zugewandten Gesicht können wir weiche Züge erkennen, die in uns das Gefühl von Geborgenheit, Güte und Wohlwollen spüren lassen. Ihr Haupt ist mit dem Sternenkranz der »apokalyptischen Frau« geziert, in ihrer Hand hält sie das Zepter. Sie ist von königlichem Geschlecht und dennoch auch die »Frau aus dem Volke, von Gott ausersehn«, wie wir sie in dem bekannten Marienlied besingen.

Sie ist die »Neue Eva«,

 die »Königin des Himmels«, die »Auserwählte«, die »Schöne«, die »Reine«, die »apokalyptische Frau«. Sie ist die »Helferin«, die »beste Mittlerin«.

Auf ihrem Arm trägt sie den Knaben. Der ausgestreckte Arm des Kindes weist auf das Ohr der Mutter, ja scheint es fast zu berühren. Auch der Kopf des Kindes ist dem Betrachter zugewandt, der Blick seiner Augen trifft uns, findet sein Ziel im suchenden Menschen. In der Hand hält Jesus den Reichsapfel, Zeichen seiner Göttlichkeit, seines Reiches des Friedens, seiner Königsmacht.

Der fromme Betrachter ist eingeladen zum Verweilen, zum Schauen, zum Glauben. Daraus ergeben sich Gebet und Bitte. Vielleicht möchte es der Herr uns so sagen: Schaut auf meine und eure Mutter! Schaut auf Maria! Sie hört alle eure Sorgen und Nöte. Sie hat wirklich ein offenes Ohr für alle eure Anliegen.

»Siehe, dein Sohn. Siehe, deine Mutter.« Seht da - meine und eure Mutter.

Und der Weg zu mir ist nicht lang - nein, er ist ganz kurz - nur eine Armlänge weit, sozusagen.

 

Bittgebet

Ein neues Marienlied drückt dies besonders treffend aus, wenn es dort heißt:

Ohr, das den Ruf vernahm, | Mund, durch den Antwort kam, | Frau, sei uns Menschen nah, | hilf Maria. | Schwester, die voll Hoffnung war, | Mutter, die den Herrn gebar, |  Frau, sei uns Menschen nah, | hilf Maria.« (Text: Klemens Ullmann; Melodie: Peter Janssens)

Und in diesem Sinne wenden wir uns besonders auch mit dem altbekannten Bittgebet zur Mutter Gottes von Noithausen, in dem wir rufen:

Hilf, Maria, es ist Zeit, | hilf, Mutter der Barmherzigkeit!

Du bist mächtig, uns aus Nöten | und Gefahren zu erretten,

denn wo Menschenhilf gebricht, | mangelt doch die deine nicht.

Nein, du kannst das heiße Flehen | deiner Kinder nicht verschmähen.

Zeige, dass du Mutter bist, | wo die Not am größten ist.

Hilf Maria, es ist Zeit, | hilf, Mutter der Barmherzigkeit!

 

 

Der Wallfahrtsort

Seit 1368 gab es in Noithausen eine Kapelle, die der ehemaligen »reichmittelbaren freien Herrschaft Elsen« - einer mittelalterlichen Niederlassung des Deutschen Ordens, die bis zur Säkularisierung Ursprung und Mittelpunkt der Region war - unterstand.

Erst 1913 wurde Noithausen zu einer eigenständigen Pfarrei erhoben. Seit »unvordenklichen Zeiten« ist Noithausen als Marienwallfahrtsort in der Umgebung bekannt. Der Name weist darauf hin, dass die Menschen dieser Gegend zur Mutter von der »Immerwährenden Hilfe«, der »Mutter der Barmherzigkeit«, ihre Zuflucht nahmen. Ein älteres Gnadenbild der Schmerzreichen Gottesmutter ging in den Wirren der napoleonischen Zeit verloren. Im 19. Jahrhundert wurde das jetzige Bild der Freudenreichen Gottesmutter aufgestellt.